MyGardenOfTrees
Ausgangslage
Immer häufiger und immer deutlicher erfahren wir klimabedingte Veränderungen in unserer Umgebung. Das gilt vor allem auch für Waldökosysteme. So hat sich beispielsweise der Deister – als unserer Schule nahegelegenes Waldgebiet – in den zurückliegenden Jahren dramatisch verändert: Der Anteil an Fichten ist bedingt durch Trockenschäden und Borkenkäferbefall extrem reduziert und Rotbuchen weisen vermehrt Schäden durch Trockenstress und „Sonnenbrand“ auf. Es drängt sich die Frage auf: Wie sollten unsere Wälder von morgen aussehen, um klimabedingten Veränderungen besser begegnen zu können? Welche Baumarten sollten gepflanzt werden, um stabilere Wälder zu begründen?
So ist die Idee entstanden, sich als „Forscherklasse“ im 5. Jahrgang an dem Projekt „MyGardenOfTrees“ zu beteiligen – wo es genau darum geht (s.u.).
Ansprechperson: Jens Hattendorf
IGS Rodenberg in Rodenberg
Projekt
Unter der Mitwirkung des zuständigen Försters haben wir im Februar 2024 mit der Anlage von vier so genannten Mikrogärten in einem Waldgebiet begonnen. In diesen vier Versuchsblöcken wurden die Samen von Weißtanne und Rotbuche unterschiedlicher Herkünfte ausgebracht. In den kommenden fünf Jahren ist es unsere Aufgabe als „junge Forscher“, das Keimen und das weitere Wachsen dieser jungen Baumpflanzen regelmäßig zu beobachten und zu dokumentieren. Standardisierte Eingabeformulare helfen uns, unsere Daten wissenschaftlich nutzbar einzugeben und mit den Daten anderen Mikrogärten europaweit zu vergleichen. Im Ideal werden sich später mögliche waldbauliche Anbauempfehlungen ableiten lassen. Wir setzen uns in diesem Projekt auf diese Weise aktiv mit Fragen der Zukunftsgestaltung auseinander, wir lernen „wissenschaftlich“ und herausfordernd zu arbeiten.
Als innovativ mag der mit fünf Jahren angesetzte Beobachtungszeitraum angesehen werden: Als Forscherklasse in Jahrgang fünf angefangen werden wir das Aufwachsen der jungen Pflanzen über fünf Jahre begleiten und mit dem Abschluss in Jahrgang 10 und dem Verlassen der Sekundarstufe I an der IGS Rodenberg dann auch zugleich einen Projektabschluss erfahren. Herausforderungen werden u.a. darin gesehen, die Motivation an diesem Projekt aufrecht zu erhalten aber auch die Anforderungen auf der Fläche zu bewältigen. Vielleicht erhalten wir über das Projekt langfristig die Möglichkeit, einen eigenen Schulwald anlegen zu können.
Was ist MyGardenOfTrees?
MyGardenOfTrees ist ein partizipatives Forschungsprojekt, das von der Europäischen Kommission unterstützt und von einem Forschungsteam der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL geleitet wird. Das Ziel von MyGardenOfTrees ist es, das Wachstum und die Regenerationsfähigkeit verschiedener Herkünfte von Weisstanne (Abies alba Mill.) und Rotbuche (Fagus sylvatica L.) in europäischen Versuchsgärten zu bewerten. Die in diesen Gärten gewonnenen Beobachtungen sollen den Förster:innen helfen, Wälder zu schaffen, die besser an den Klimawandel
angepasst sind.
Das Projekt erklärt von der Projektleiterin
In diesem Video erläutert die Projektleiterin, Dr. Katalin Csilléry, die Schritte des Projekts von der Saatgutsammlung bis zur Entwicklung eines Prognoseinstruments. ZUM VIDEO
Die Wissenschaft hinter „MyGardenOfTrees“ Grundprinzip
Förster:innen nutzen bereits seit Jahrhunderten Provenienzversuche (siehe Glossar), um die Wuchsleistung verschiedener Waldbaumarten und Herkünften an dem jeweiligen Standort zu vergleichen. Die Ergebnisse dieser Versuche halfen, zu bewerten, welche Baumarten sich für Pflanzungen und Aufforstungen am besten eignen. Die Erkenntnisse für Arten und Herkünfte wurden dabei jedoch nur für den jeweiligen, oft idealen, Standort gewonnen und können nicht auf andere Waldflächen übertragen werden. Außerdem werden Provenienzversuche mit in Baumschulen aufgezogenen Setzlingen durchgeführt und lassen daher keine Rückschlüsse auf die natürliche Verjüngung zu.
MyGardenOfTrees versucht, diese Mängel zu beheben, indem es parallel hunderte von kleinen Provenienzversuchen, so genannte Mikrogärten (siehe Glossar) einrichtet, die jeweils von einem:r örtlichen Förster:in betreut werden. Die Gärten werden direkt aus Samen im Wald angelegt, ein Ansatz, der als Direktsaat bezeichnet wird. Solche verteilten Versuche wurden bereits erfolgreich in der Landwirtschaft eingesetzt, wo Landwirte die Klimaresistenz von Kulturpflanzen und Gemüsesorten getestet haben.
“„Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.“ (Rabindranath Tagore)
„Zu fällen einen schönen Baum, braucht’s eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, Braucht er, bedenkt es, ein Jahrhundert!“ (Eugen Roth)